Innerhalb
Winterhudes mit seinen zahlreichen unterschiedlichen architektonischen und
soziologischen Facetten bildet die Jarrestadt eine in sich geschlossene
homogene Einheit. Die inoffizielle Bezeichnung "Jarrestadt"
(in Anlehnung an die Jarrestraße) setzt sich bereits kurz nach
Fertigstellung des ehrgeizigen Neubauprojektes vor mehr als 75 Jahren
durch und spiegelt die Verbundenheit der Menschen mit ihrem Quartier -
daran hat sich bis heute kaum etwas geändert.
Auch die Identifikation der Bewohnerinnen und Bewohner mit ihrem Wohnblock
ist noch die gleiche wie vor Jahrzehnten: Hier wohnt man nicht an
irgendeinen Straße, sonder im "Stoltenhof" oder im
"Kranzhaus". Aber auch die interessierte Fachwelt und die breite
Öffentlichkeit zeigte sich von den Reformwohnungsbauten von Anfang an
beeindruckt und bereits 1931 wurden das Viertel als denkmalwürdig
eingestuft.
Was aber unterscheidet die "Jarrestadt" von anderen
Großprojekten der zwanziger und frühen dreißiger Jahre, wo liegen die
besonderen Qualitäten des Quartiers zwischen Osterbek- und Goldbekkanal?
Welche Menschen zogen anfangs in die Neubauwohnungen und wie gestaltete
sich ihr Alltag im Reformviertel?
Diesen
und ähnlichen Fragen gehen wir als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des
Jarrestadt-Archivs nach - im Vordergrund steht die Erforschung die
vergleichsweise junge Geschichte ihres Quartiers. Ulrike Sparr,
Mitinitiatorin des Projekts "Jarrestadt-Archiv": Wir waren eine
kleine Gruppe von Geschichtsenthusiasten, die bis dahin hauptsächlich in
kommunalpolitischen Initiativen tätig waren. Als wir 1991 das
Jarrestadt-Archiv ins Leben riefen, lebten noch einige Bewohner und
Bewohnerinnen der "ersten Stunde", die Ende der 20er Jahre in
das neu erbaute Viertel gezogen waren. Aus Gesprächen mit diesen Menschen
und aus Bildmaterial, das sie uns zur Verfügung stellten, entstand schon
ein Jahr später die Ausstellung: Alltag 1929 -1949. Bilder aus dem Album
der Jarrestadt"
Inzwischen
konnte das Jarrstadt-Archiv eine ansehnliche Bibliothek zur Bau- und
Sozialgeschichte Hamburgs aufbauen und den umfangreichen Bestand
historischer Fotos katalogisieren. Beides steht interessierten Menschen
gegen eine Spende zur Verfügung. Alljährlich werden
Zwischenergebnisse der Arbeit in Form von Rundgängen und kleinen
Fotoausstellungen präsentiert. Das Sammeln, Bewahren und Dokumentieren
von lebensgeschichtlichen Erinnerungen, in Form von Erzählungen oder
Fotografien, ist aber bis heute die dringlichsten Zielsetzungen des
Jarrestadt-Archivs geblieben.
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